Kurische Nehrung in Nidden: Unsere Pension NIDOS SEKLYCIAKurische Nehrung: Thomas-Mann-Haus in NiddenHeute ist Freitag, der 29. Juni. Am Vorabend hatten wir noch den angesagten Niddener Schnellimbiss Kaštonas besucht und waren im Anschluss auf der Terrasse unserer Pension hängengeblieben. Dort trafen sich die Nettesten des Personals und luden uns ein, noch etwas zu bleiben. Das hatten wir getan und so gestaltete sich der Morgen einmal mehr als etwas träge. Vor uns liegt ein ganzer Tag Freizeit in Nidden, denn unsere Fähre von Memel nach Kiel fährt erst am Abend. Unser Gepäck konnten wir dankenswerterweise bis zum Nachmittag im fantastischen NIDOS SEKLYČIA einschließen und hatten nun genug Zeit für die Erkundung der Umgebung mit der Elektrorikscha. Erste Station war die Hohe Düne bei Nidden. Mitten über den Sand führt die litauisch-russische Grenze. Sie teilt den 52 Meter hohen Sandberg in der Ostpreußischen Sahara, wie man die Dünen früher nannte. Ihm zu Füßen liegt das alte Kurendorf Nidden. Ohne die Staatsgrenze zu verletzten und ein paar Tage Sonderurlaub zu riskieren, verließen wir sichtlich beeindruckt diesen riesigen Sandhaufen. Nächste Station war das Sommerhaus von Thomas Mann. Der Schriftsteller war im Sommer 1929 bei einem Kurzbesuch in Nidden derart von der Landschaft angetan, dass er sich das am Hang einer großen Düne liegende Grundstück vom damals litauischen Forst pachtete und sich darauf ein Sommerhaus errichten ließ. Jetzt ist es Museum und Kulturzentrum. Als letztes wollen wir jetzt noch ans offene Meer zu Baden. Also klapperten wir mit dem Eletrokarren die Düne hinunter in Richtung Ostsee. Klar, es war Wind – auch hinter den Dünen. Was aber dann an der offenen See für eine Brise anlag, verschlug uns glatt den Atem. An Baden war leider nicht mehr zu denken. Bevor wir an der Küste noch vom Winde verweht werden, rückten wir lieber wieder in die Rikscha ein und düsten zurück nach Nidden, wo wir die Zeit bis zur Abreise an der windgeschützten Haffseite mit Blick auf die Hohe Düne verbrachten. Gegen 14 Uhr brachen wir auf nach Memel. Über die R515 kommen wir nach Schwarzort und weiter an den Fährhafen von Sandkrug, dem jetzigen Smiltyne. Hier wartet bereits die Fähre und 10 Minuten später stehen wir wieder in Klaipeda, dem früheren Memel. Nun fuhren wir in einen Einkaufstempel am Rande der Großstadt, um auf der fast ganztägigen Fährfahrt nach Kiel nicht auszutrocknen. Gegen 17 Uhr durften wir dann in die riesige DFDS-Fähre namens Regina Seaways fahren und die Bikes im untersten Parkdeck festzurren. Vor uns liegen 752 Kilometer quer durch die Ostsee. Am Ende des Haffstroms zwischen Klaipeda und der Nehrung begann nun das nächste Abenteuer, denn der Himmel hatte sich verfinstert und der Wind nahm spürbar zu. 20 Minuten später ging es dann aber auch zur Sache. Die See wurde immer aufgewühlter und wir verzogen uns schließlich ins Innere der Fähre. Windstärke 8 – der Magen lacht bzw. dreht sich um. Die Messe leerte sich zusehends und so mancher verzog sich wohl zum Singen in das Kabinen-WC. Wir waren standhaft und hielten aus – bis das Bier alle war. Gute Nacht!

Kurische Nehrung: An der Ostsee bei Nidden

Kurische Nehrung: In Nidden mit Blick zur Parnidis-DüneSonnabend, 30. Juni: Also ob es nie einen Sturm gegeben hätte: absolute Windstille und keine Wellen. Unsere kleine Ostseekreuzfahrt nähert sich langsam dem Ende; wir sind tief entspannt und genießen vom Sonnendeck die wunderbare Sicht nach Bornholm, Rügen und Fehmarn. Am Nachmittag erreichten wir die Kieler Bucht mit ihrem markantesten Orientierungspunkt, dem Marine-Ehrenmal in Laboe. Etwas weiter südlicher passierten wir den Hiekendorfer Orsteil Möltenort mit seinem U-Boot Ehrenmal. Laboe kennt jeder, Möltenort fast niemand. Schade eigentlich, denn am dortigen Ehrenmal der U-Bootfahrer gibt es für jedes gesunkene oder verschollene deutsche U-Boot eine Messingtafel mit allen Informationen über das jeweilige Boot. Deutsche Geschichte pur! Kurz vor dem Anlegemanöver ging es nun für uns wieder nach untertage ins letzte Parkdeck. Wir betraten die Garage mit sehr gemischten Gefühlen. Wie werden wohl die Motorräder nach dem Sturm aussehen und werden wir einen Bagger zum entladen brauchen? Aber alles war bestens; Glück gehabt. Die Bikes waren – wie eigentlich auch erwartet - noch fest verzurrt und haben sich keinen Zentimeter bewegt. Wir atmen auf und verlassen den Bauch von Mobby Dick in den Kieler Ostuferhafen. Nach einer Hafenrunde fuhren wir zum letzten Übernachtungsziel der Bikertage 2018 nach Neumünster, ca. 40 Kilometer südlich von Kiel. Im dortigen Parkhotel hatten wir reserviert, doch leider fand man bzw. sie unsere Buchung nicht. OK - kann passieren! Wir warteten draußen und genossen Flensburger Pils auf Kosten des Hauses. Den Abend verbrachten wir im Postkeller, einer sehr angenehmen Restauration mit wirklich gutem Essen. Mehr gibt es zu Neumünster nicht zu sagen, wirklich nicht. Gute Nacht!

Fähre von Memel nach Kiel: Fast wie Kreuzfahrt!In Hitzacker an der Elbe: Pause!Sonntag, 1. Juli: Eine unruhige Nacht liegt hinter uns, denn im Hotelzimmer war es heiß und stickig. Zu allem Verdruß drang durch das zwangsläufig geöffnete Fenster ein Lärm ins Zimmer, das man fast kein Auge zu bekam. Ein Blick nach draußen in den Park und der Ursprung der lautstarken Kommunikation war klar! Es war nicht zu übersehen und gleich gar nicht zu überhören, dass wir wieder in Deutschland mit seinen selbst geschaffenen Migrationsproblemen sind. Egal, damit können wir leben, denn zum Glück verlassen wir bald Neumünster und fahren weiter in Richtung Heimat. Nach dem Frühstück schoben wir die Bikes zum beladen aus der uns am Vorabend von der Receptionsdame sehr ans Herz gelegten Hotelgarage. Wir ließen die Bikes nicht mehr aus den Augen und verstauten unser Gepäck. Entgegen aller Vorurteile über Europas Osten benötigten wir eine derartige Aufsicht über unser Hab und Gut während der vergangenen 8 Tage nicht! Wir starten die Motoren und machen uns aus dem Staub - besser ist das. Bei abermals bestem Motorradwetter starteten wir zur 573 Kilometer langen Fahrt in die Heimat. Wir genießen die Fahrt durch das flache Norddeutschland auf Bundes- und Nebenstraßen und kommen trotz Autobahnverzicht sehr gut voran. Bad Segeberg, Lauenburg, Bad Oldesloe, Hitzacker, Dannenberg, Seehausen, Stendal, Dessau, Leipzig: Bei diesem Wetter eine herrliche Tour von Nord- nach Mitteldeutschland ins Erzgebirge. Am frühen Abend erreichen wir wieder unsere jeweiligen Ausgangsorte; natürlich pannen- und unfallfrei. Auch dafür Dank nach ganz oben ;-)  Jetzt heißt es, das Gesehene und Erlebte der letzten Tage zu verarbeiten und zu begreifen. Nach exakt gefahrenen 2.936 Kilometern (zzgl. 750 km mit der Fähre) verabschieden uns aus den Bikertagen 2018 und freuen uns auf das kommende Jahr mit einer neuen Tour.

Bis dahin, alles Gute und Ciao Ciao. Euer Bikerteam!

 

Tourentag 7: 29.06.2018 Tourentag 8: 30.06.2018 Tourentag 9: 01.07.2018
Nidden - Memel (LT) Memel (LT) - Kiel Kiel - Zschopau

 

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