Blick in die weite Landschaft Pommerns (PL)An der Pommerschen Seenplatte (PL)Sonnabend, der 23. Juni. Alle waren sie schon dort und haben ihre Spuren hinterlassen: Deutsche, Polen, Balten und Russen. Nun wurde es für das Bikerteam Deutschland allerhöchste Eisenbahn für den Einstand im Baltikum. Pünktlich mit dem beginnenden Regen erreichen wir den Leipziger Stadtrand, wo wir uns mit Kai treffen. Vom Ziel in Szeczinek, dem früheren Neustettin in Westpommern trennen uns schlanke 592 Tageskilometer. Auf gehts! Den ersten Halt machten wir im brandenburgischen Wendisch-Rietz am Scharmützelsee. Führte uns doch unsere erste große Tour mit den Mopeds am Ende der Schulzeit im Jahre 1986 zum Zelten (und feiern) an diesen See. Was für geile Zeiten - Erinnerung pur! Nach diesem Zeitsprung kommen wir über Bad Saarow, Fürstenwalde, Steinhöfel und die Seelower Höhen schließlich ins Küstriner Vorland auf der deutschen Seite der Oder. Über die alte Stahlfachwerkrücke fahren wir in unser Nachbarland Polen und kommen nach Küstrin. Die Altstadt befand sich auf der seit Kriegsende zu Polen gehörenden Landzunge zwischen Warthemündung und Oder und ist seit den Kämpfen am Kriegsende zu 90 Prozent zerstört. Sattes Grün wuchert nun auf den ehemaligen Straßen und Plätzen. Nachdem wir uns im neuen Küstrin mit dem hiesigen Zahlungsmittel Zloty eingedeckt haben, setzten wir unsere Reise durch die polnische Woiwodschaft Lebus, der früheren Neumark, fort. Dem Regen sind wir fürs Erste entkommen und es macht sich auf teilweise gut ausgebauten Straßen Fahrfreude bemerkbar. Wir genießen die seltenen Kurven, ehe es auf zum Teil naturbelassenen Etappen wieder weniger fahrwerksschonend weiterging. Über eine Mischung aus Haupt- und Nebenstraßen ziehen wir unsere zügigen Bahnen durch Westpommern in Richtung Neustettin, unserem heutigen Etappenzielort. Am späten Nachmittag erreichen wir das 40.000 Einwohner zählende Szczecinek (früher Neustettin) im Zentrum der Draheimer Seenplatte in Hinterpommern. Wir übernachten heute in den historischen Mauern des Tagungshotels am Streitzigsee. Den Abend verbrachten wir im Hotelrestaurant und im Biergarten am See. Hier gab es eine LED-Wand, wo wir das letzte Tor der Deutschen Nationalelf vor dem Vorrunden-Aus in der WM2018 zur Kenntnis nahmen. Hallelujah & bis morgen.

Die Marienburg in Westpreußen (PL)

Zeitsprung zurück: Katzenkopfpflaster in Pommern (PL)Sonntag, 24. Juni: Das Tagesziel für heute ist die Marienburg im gleichnamigen Ort in Westpreußen. Von dort trennen uns 263 Kilometer, die wir nun gemeinsam unter die Pneus nehmen werden. Wir verließen Neustettin gegen 10 Uhr und nach einiger Zeit hatte es auch der Regen wieder bis zu uns geschafft. Was solls; ändern können wir das Wetter leider nicht. Haupt- und Nebenstraßen wechseln sich ab und wir kommen gut voran. In die heutige Tagesetappe hatten wir bei der Vorplanung auch den ersten Offroad-Leckerbissen eingebaut: 20 km über Sand- und Lehmpisten! Eigentlich ne spitzen Idee, wenn nur das Wetter nicht so unkameradschaftlich gewesen wäre. Bein links raus, Bein rechts raus - rutschen vorn, rutschen hinten: Adrenalin pur. So weit, so gut: alle blieben in der schlammigen Spur und durchgewärmt waren wir nun auch wieder. Plötzlich ein Stau - und was für einer. Wir schlängeln uns geschickt vorbei und sehen die Ursache: Schwerer Unfall, Straße dicht! Die Jungs von der Feuerwehr hatten Verständnis und schickten uns als Umleitung direkt durch den Wald. Das war genial: Auf kleinsten Wegen hämmern wir durch den pommerschen Forst: 1A! Das Ende des Forstweges war fließend und plötzlich standen wir in einem kleinen Dorf mitten im Wald. Weiter ging es im Slalom um riesige Pfützen im preußischem Katzenkopfpflaster. Irgendwann kamen wir wieder aus dem Wald heraus und setzten die Reise etwas zivilsierter fort. Einen Fotostopp machten wir in der Tucheler Heide am Rande des Müskendorfer Sees bei Klein Schwornigatz (Małe Swornegacie). Diese Gegend im östlichsten Teil der Pommerschen Seenplatte gehört bereits zur Kaschubei. Die weiteren Stationen bis zum Ziel Marienburg (Malbork) waren Guttowitz (Gutowiec), Heiderode (Czersk), der Kalemba-See bei Ossieck sowie Marienwerder (Kwidzyn). Etwas früher als sonst üblich schlugen wir im Hotel in Marienburg auf: Zeit genug zur Besichtigung der alten Ordensburg des Deutschen Ritterordens. Bis morgen!

In Ostpreußen: Die Burg des Ritterordens in Rössel (PL)2018 06 25 0483Montag, 25. Juni: Wir dachten eigentlich, rein wettertechnisch das Gröbste überstanden zu haben. Doch Pustekuchen! Die für heute ursprünglich geplante großartige Tour über 342 km durch Ostpreußen und Masuren fiel buchstäblich ins Wasser, denn es kübelte zum Teil, was runterging. Die erste Etappe von Marienburg nach Heilsberg war dann auch fast wie auf hoher See: Der Kahn schlingert durch Kurven mit tiefen Spurrillen sowie Wasser und Wind von allen Seiten! Leider wenig Gelegenheit für Blicke Links und Rechts der Landstraße. Logistische Nachschubprobleme an alleroberster Stelle verschafften uns mehrere Regenpausen, in denen dann mal wieder Motorrad gefahren werden konnte. Ein kurzer Abstecher in die sehr sehenswerte Kleinstadt Rössel (Reszel, Woiwodschaft Ermland-Masuren) darf auf unserer Reise trotzdem nicht fehlen. Die Stadt liegt in der historischen Region Ostpreußen unweit der Großen Masurischen Seen und ist für ihre Burg des Deutschen Ritterordens und und die Große Pfarrkirche St. Peter und Paul bekannt. Über Heiligelinde (Swieta Lipka) kommen wir nach Rastenburg (Kętrzyn). Das ehem. FHQ Wolfsschanze ließen wir heute links liegen. Wir kennen es bereits und für einen erneuten Besuch fehlt heute einfach die Zeit. Zwischen Rastenburg, Lötzen und Lyck hatten wir nun einen Mix aus Regen, Wolken und auch einigen sonnigen Abschnitten. Die Fahrt durch die sanften Hügel entlang großartiger Seen entschädigte uns für die am Morgen erlittene Schmach. Gegen 17 Uhr erreich wir die Stadt Augustow in Podlachien. Sie befindet sich unweit von Suwalken im polnisch-litauischen Grenzgebietes. Im Hotel "Warschau" direkt am Leckosee haben wir gebucht und verbrachten einen gediegenen Abend. Zu erzäglen gab es ja wieder genug. Gute Nacht!

     
Tourentag 1: 23.06.2018 Tourentag 2: 24.06.2018 Tourentag 3: 25.06.2018
Erzgebirge - Neustettin Neustettin - Marienburg Marienburg - Augustow

 

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